Soul Rain
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Beitrag  Nuka Mi Okt 05, 2011 2:04 pm

PROLOG

New York; Phönix, 7pm

‚Verdammt, ich komme womöglich noch zu spät!’, dachte er und musste sich bremsen, als er um eine Hausecke bog, damit er nicht noch auf der Straße landete. Er konnte sich gerade noch halten und lief dann weiter. Die Passanten reagierten nicht auf eine seiner Bewegungen, natürlich nicht. Wie auch, er befand sich als Schutzgeist immerhin in einer Art Zwischenwelt, wodurch ihn die Menschen nicht sehen konnten. Er war viel zu spät dran um seinen Menschen noch zu erreichen, bevor etwas Grässliches passieren könnte. Wieso war er auch so blöd um sich zu verlaufen, grade in dieser brennslichen Lage. Aber er hatte immerhin einen Grund dafür. Er war ganze 256 Jahre nicht mehr auf der Erde gewesen und sie hatte sich verändert. Ziemlich sogar.
Er lief um den nächsten Block und spürte bereits starke negative Energie. Sie ging von seinem Menschen aus. Einige Straßen weiter war eine wenig befahrene Kreuzung, außerdem waren nicht viele Leute auf den Wegen. Sie saßen viel lieber in ihren Häusern vor ihren Fernsehern oder Computern und faulenzten. Ein einziges Mädchen, ein schwarzer Fiat und er waren die Einzigen Wesen, die sich in diesem Moment auf dieser Kreuzung befanden.
Das Auto rauschte mit einer Geschwindigkeit von 70 km/h um die Ecke und fuhr auf das Mädchen zu. Erschrocken blickte sie auf, war aber zu geschockt, als dass sie sich hätte bewegen können. Wie angewachsen stand sie da und sah mit ängstlichen großen Augen in die des Fahrers. Sie öffnete den Mund um zu schreien, aber sie brachte keinen Ton zustande. Der Junge preschte los und lief auf die Straße zu. Gerade im letzten Moment packte er das ängstliche Wesen am Kragen und zog sie mit sich von der Straße. Der Fahrer des Fiat geriet ins schleudern und krachte gegen eine Straßenlaterne. Schnaufend richtete sich der Junge auf und sah zu dem zerstörten Fahrzeug.
Der Mann der dort drin gesessen hatte blutete stark am Kopf. Der Schutzgeist lief auf ihn zu und öffnete die Beifahrertüre. Er war zwischen seinem Sitz und dem Lenkrad eingequetscht. In der Brusttasche seines Hemdes befand sich ein Handy, dass konnte der Junge leicht ausmachen. Er öffnete die Tasche und kramte das Telefon heraus. Er wählte und am anderen Ende der Leitung meldete sich eine hohe Frauenstimme. „Hallo? Wie kann ich ihnen helfen?“, fragte sie. „Hier ist ein verletzter. Autounfall, eben passiert.“, erklärte er. Der Junge sah sich kurz um und sein Blick blieb an einem Straßenschild hängen. „Firstmoore Street 8.“, dann legte er auf und warf das Handy zurück in den Fiat auf den Beifahrersitz. Er knallte die Türe zu und wandte sich zum gehen.
Das zitternde Mädchen am Straßenrand war ebenfalls angeschlagen. Sie hatte sich den Arm aufgerissen. Das geschah allerdings schon vor diesem Unfall, das Blut an dieser Wunde war schon vertrocknet. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er ohne jegliche Emotion zum Ausdruck zu bringen und blieb stehen. “J- ja , sicher.“, wisperte sie in die kühle Abendluft.
Er hatte bereits mitbekommen, dass er sich materialisiert hatte, sonst hätte er auch nicht den Notarzt anrufen können und dieser Fahrer wäre elendig verreckt. Es war dennoch nicht gut, denn es war ein Zeichen von Schwäche. Es lag daran, dass er zu viele Emotionen, wie in diesem Fall Hektik, zugelassen hatte. Er musste verschwinden bevor der Notarzt eintraf. Der Fahrer des Wagens mochte ihn zwar für einen Traum halten aber wenn ihn noch mehr Menschen sehen würden, würde das gegen sein Gesetz verstoßen und darauf stand die endgültige Beseitigung.
Dummerweise war es zu spät und er vernahm bereits die schrillende Sirene aus der Straße aus der er gekommen war. Wieder schnappte er sich das Mädchen und lief mit ihr in eine dunkle Seitenstraße. Er presste seine Hand auf ihren Mund, sodass sie weder schreien noch protestieren konnte. Der Wagen hielt direkt vor der Gasse in der sie standen, also war es für den Jungen unmöglich zu sehen wie viele es waren und was sie taten. Er hörte nur ihre Stimmen.
„Wie glaubt ihr ist das passiert? Hier ist Niemand und wir haben auch keinen Alkohol gefunden.“, berichtete eine der Stimmen. Nach einer Weile des Schweigens und der Geräusche des Einladens einer Trage surrte der Motor auf. Der Wagen entfernte sich mit großer Geschwindigkeit und laut tönender Sirene. Dieses grelle Geräusch hatte der Junge zuletzt gehört, als er starb...
„Hey, wen haben wir denn da?!“, rief eine unfreundliche Stimme hinter den Beiden. Der Junge drehte sich reflexartig um. Vor ihnen standen Straßenkinder. Nicht gerade viele aber der erste erhielt die volle Aufmerksamkeit des Jungen, der die Kleine immer noch fest im Griff hatte, obwohl sie ihm seit geringer Zeit in die Hand biss. Nach wie vor spürte er wenig Schmerz und behielt seine Kraft. Da um diese Uhrzeit keine Menschenseele mehr umherstreifte, außer einigen Pennern und Straßenkids, hatte er keine Möglichkeit das hier friedlich zu regeln. Obwohl er ungern handgreiflich wurde.
Er zog das Mädchen näher zu sich um sich ungestört mit ihr Unterhalten zu können. „Wirst du weglaufen wenn ich dich kurz loslasse?“, fragte er drohend. Selbstverständlich hätte er sie mit Leichtigkeit wieder eingeholt, er wollte sich aber die Arbeit sparen. „N- nein , werde ich nicht. Versprochen.“, stotterte sie unsicher. Er ließ sie los und stellte sich schützend vor sie. „Was wollt ihr? Besonders DU!“, er sah den forderst stehenden Jungen feindselig an.
Er hatte ein weinrotes halb offenes Hemd an, ansonsten war er schwarz Gekleidet, wie die Kids hinter ihm auch alle. „Du weißt genau was ich wiederhaben will. Ich habe ein Recht darauf und du weißt genau warum.“, lachte er finster. „Nein danke, kein Interesse.“ – „Nicht du, Joshua. Das Mädchen.“.
Unwillkürlich spürte der Schutzgeist, wie das Mädchen hinter ihm bei diesen Worten zusammenzuckte. Ihr schossen jetzt sicherlich tausend Fragen durch den Kopf, aber das würde sie noch früh genug herausfinden. „Jason, verschwinde!“, rief Joshua unfreundlich. Er hatte die Schnauze voll. Die Typen hinter ihm wichen scheu zurück. Nur ihr Gangleader Jason rührte sich nicht.
„Wie süß, aber hast du da nicht etwas vergessen?“, lächelte er düster. „Sie gehört rechtmäßig zu mir und du bis ganz neu in dem Geschäft.“ –„Ich korrigiere dich nur ungern, aber du hast die Seiten gewechselt und das enthebt dich dieser Verpflichtung.“, erklärte er wütend. Jason verzog das Gesicht und spucke Joshua vor die Füße. „Und deswegen haben sie einen erstklassigen Schüler geschickt?! Du würdest das nicht einmal 100 Jahre durchhalten.“, spottete er abfällig.
Das Mädchen verstand nun rein gar nichts mehr und sank zitternd auf die Knie. Ihr setzte die Gegenwart von diesem Jason zu. Joshua wusste, dass er so schnell wie möglich hier weg musste, aber wie sollte er an dem vollständig ausgebildeten Gangleader vorbei kommen? Er hatte Recht. Er war viel zu schwach und noch vollkommen neu im Geschäft. Jasons neue ‚Freunde’ waren bereits geflüchtet, als er so wütend wurde und sie bedrohte. Joshua sah sich zu dem bewusstlosen Mädchen am Boden um.
„Verdammt!“, erst jetzt hatte er bemerkt, dass sie zusammengebrochen war. Jason lachte abfällig, es amüsierte ihn offensichtlich, dass er sich blamierte. „Na dann, wir sehen uns wieder.“, mit diesen Worten verschwand er wieder in der dunklen Gasse. Weshalb hatte er ihn nicht hier und jetzt außer Gefecht gesetzt und sich das Mädchen geholt?
Darüber konnte er sich aber jetzt wirklich keine Sorgen machen, er musste das Mädchen hier wegschaffen, am besten wäre es gewesen, sie nach hause zu bringen, aber da er ja nicht wusste wo sie wohnte und er seine Vorgesetzten nicht anfunken konnte, musste er einen anderen Ausweg finden. Er schulterte die Kleine und trug sie durch halb Phönix. Immer wieder hielt er an und fragte Passanten ob sie das Mädchen kannten und ob sie wussten wo sie wohnte.
Aber immer waren die Antworten darauf etwas wie ’Nein, ich kenne sie nicht’; ’Woher sollte ich so jemanden kennen’ und sogar ’Kommst du öfter her?’. Er lief immer wieder in Geschäfte und fragte nach. Er war offenbar in einem sehr unfreundlichen Stadtviertel gelandet. Die Leute hier saßen zum Teil sogar in zerfetzter Kleidung auf der Straße, sabberten, baten um Geld oder Schmuck und zogen den verschiedensten Leuten an den Kleidern zurück, damit sie sie anhörten. Zur Not liefen sie ihnen sogar nach bis vor die Haustür.
Durch seine verabscheuungswürdigen Blicke hielt Joshua die meisten davon ab, ihn auch nur anzusehen. Einer kam etwas näher, was er aber gleich wieder bereute. Er erntete einen bedrohlichen Blick, den der Junge wirklich sehr gut draufhatte, und folgenden Satz: „Wage es ja nicht dich noch einen Zentimeter zu näher an mich heranzubegeben!“ Hastig lief der Bettler zurück in seine Gasse und lugte dort ängstlich um die Ecke. Der Junge seufzte und lief weiter.
Die Beiden kamen nach etwa ein bis zwei Stunden aus dem Stadtviertel heraus, wo sich ihnen die Straßenpenner und Gruftie Gangs nur so aufgedrängt hatten.
Sogar einige Mädchen hatten versucht sich an Joshua ranzumachen. Das war allerdings recht gut zurückzuverfolgen, denn als ein Schutzgeist sah er mit seinen bronzefarbenen Augen und den zerzausten weißen Haaren wirklich ziemlich gut aus.
Langsam rührte sich auf seinem Rücken etwas. „Oh, du hättest dir keinen schlechteren Moment heraussuchen können, ernsthaft.“, flüsterte er mit einer kleinen Vorahnung. Natürlich war sie nicht mehr so ausgeprägt, dass er wusste was genau passieren wird, aber immerhin merkte er es noch. Das war einer der Nachteile, wenn man ein Mensch war, oder zumindest Halbmenschlich.
Vorsichtig kniete er sich auf den Boden und setzte das Mädchen auf eine Holzkiste. Sie waren in einem Armenviertel gelandet, wo die heruntergekommenen Menschen jeden anbettelten. Er wollte nicht noch mehr aufwand erbringen müssen und verschwand in der Dunkelheit einer Gasse. Von dort aus konnte er sie wunderbar sehen und ihr würde nichts zustoßen.
Das Mädchen rührte sich nicht vom Fleck, erst als Joshua sie weitertragen wollte tat sie die Augen etwas auf. Wieder trug er sie auf seinem Rücken, es war sowieso zu spät, sie hatte ihn bereits bemerkt. „Wer bist du?“, fragte sie müde. Sie brachte es nicht einmal zustande ihren Kopf zu heben und sich umzusehen, das einzige was sie im Moment sah, war er und die Straße unter seinen Füßen.
Er gab keine Antwort, was hätte er auch sagen sollen? Er musste sich erst eine gute Ausrede einfallen lassen. Er überlegte und als sie ein zweites mal fragte fiel ihm etwas ein. Es war zwar nicht perfekt, aber es würde ausreichen. „Ich bin ein Schulkamerad und du wurdest in einen Autounfall verwickelt, du hast Glück dass ich gekommen b-b...“, dummerweise hatte er vergessen, dass Schutzgeister nicht lügen können. Zumindest nicht lange. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragte das Mädchen besorgt. „Bin ich zu schwer?“, bei diesen Worten wurde sie rot. Es war offensichtlich, dass es ihr unangenehm war dass er sie trug. „Nein, bist du nicht.“ Er spürte wie sie erleichtert aufatmete.
„Wo wohnst du? Ich würde dich jetzt endlich nach Hause bringen.“, erklärte er. „Wie lange trägst du mich denn schon herum?“, fragte sie schockiert. „Mir kam es bis jetzt nicht lange vor, du wurdest ein paar Minuten nach dem was du noch mitgekriegt haben solltest Ohnmächtig.“, versuchte er vom Thema abzuweichen. Sie sah auf die Uhr an ihrem Handgelenk und ihre Augen weiteten sich. „Du hast mich schon mehr als drei Stunden mit dir herumgeschleppt und erzählst mir, dass es dir nichts ausmacht?“, fragte sie etwas erstaunt und müde. „Würdest du mir jetzt sagen wo du wohnst?“, fragte er Nocheinmahl, nur etwas härter.
Sofort versuchte er sich wieder zu beruhigen, zu viele Emotionen waren nicht gut für Schutzengel wie ihn.
Abwartend sah er sich nach hinten um. „Firstmoore Street 35.“, erklärte sie, bevor sie wieder einschlief. Er hielt nach einer Sitzmöglichkeit Ausschau und fand dann auch eine Bank. Zwar nicht das bequemste, aber immerhin.
Dort legte er die Kleine ab und untersuchte ihre Verletzung. Er fragte sich ernsthaft, woher sie das hatte. Es hatte sich entzündet und war nicht einmal verbunden worden. „Schöne Eltern hast du da.“, murmelte er wütend und riss dann einen teil des Stoffes an seinem Shirt ab und band es ihr um den Arm. „So kann das ja nicht weitergehen, du bereitest mir nur noch mehr Sorgen.“
Nachdem er damit fertig war, nahm er sie Ersteinmahl wieder hoch und lief den ganzen Weg zurück. Er konnte nicht fassen, das sie gerade in paar Meter vor ihrer Haustüre schon einen Unfall hatte. Er konnte verstehen, warum Jason übergewechselt ist. Es war viel zu viel Arbeit. Aber weshalb hatten sie dann ausgerechnet ihn ausgewählt um sie weiterhin zu schützen?
Irgendetwas sagte ihm dass das etwas mit der Materialisierung zu tun hatte.
Bald darauf standen die Zwei vor einem großen hellgrauen Haus. Es sah nicht sehr einladend aus, kein Wunder, dass es hier nur so wimmelte von Dämonen.
Joshua fragte sich wie sie reinkommen sollten ohne dass ihre Vorgesetzten davon Wind bekamen. Er sah ein offenes Fenster. „Wie blöd ist diese Familie eigentlich...?“, murmelte er vor sich hin als er darauf zulief.
Vorsichtig versuchte er das Mädchen ins Haus zu bekommen, ohne dass er sie noch vor sich selbst schützen musste. Nachdem er das hinter sich gebracht hatte, schloss er das Fenster hinter sich und durchsuchte das Haus nach ihrem Zimmer, was bei diesen vielen Räumen gar nicht so leicht war.
Erschöpft ließ er die Kleine auf ihr Bett gleiten und er selbst setzte sich auf ihre Couch. Er war furchtbar müde, obwohl das bei ihm gar nicht vorkommen dürfte. Er bemerkte nicht einmal, dass er eingenickt war und beim schlafen beobachtet wurde. Das Mädchen war aufgewacht und sah ihm verwundert zu, sie wollte ihn offensichtlich nicht wecken.
Genervt öffnete Joshua die Augen und sah sich ihr direkt gegenüber. Er war immer noch sichtbar, wie er verwundert bemerkte. Was ihn noch mehr verwirrte war, dass er erschöpft war und geschlafen hatte, nicht gerade Normalzustand für jemanden wie ihn.
Eine andere Frage die ihn beschäftigte war, was er jetzt machen solle. Er saß mitten in einem Haus vor einem Menschen. Nervös blicke er sich im Raum um und suchte nach einem Fluchtweg. Da er nichts finden konnte schwieg er vorerst einmal und wartete ruhig ab.
„Wer bist du und was suchst d hier in meinem Haus?“, fragte ihn das Mädchen schließlich und sah ihn durchdringend an. „A-Also...bye.“, stotterte er fassungslos und lief hastig ins nächste Zimmer. Sie folgte ihm, aber als sie ankam stand ausschließlich das Fenster offen und der Wind wehte den Vorhand sichtbar umher. Der Junge war verschwunden, keine Spur von ihm. Aber aus dem Fenster zu springen hätte ihn umgebracht, da das der fünfte Stock war. Aber was die Kleine nicht wusste war, dass jemand wie er nicht sterben konnte. Auf sicherem Grund am Fußende des Hauses schlich ein Schatten davon, es war dieser Junge mit seinen seltsam silbernen Haaren.


Kap.1; Der Prozess

„Das können wir nicht hinnehmen. Er hat gegen die Regeln verstoßen und das geht so nicht.“, rief ein Junge dessen blonde Haare über eines seiner Augen hingen. Joshua stand in einem großen Raum, um ihn herum saßen andere Jungen in seinem Alter, bis auf einen einzelnen. Er saß direkt vor ihm und hielt sich den Kopf. „Andererseits müssen wir bedenken dass er ganz neu in der Route ist. Es wäre sicher nicht so gut, ihn jetzt für etwas zu bestrafen, wo wir es ihm in der Eile noch nicht einmal erklären konnten.“, entgegnete ein weiterer hinter Joshua. Als er sich allerdings umdrehte, wusste er nicht wem dieser drei Jungen hinter ihm die Stimme gehörte, da zwei sich furchtbar ähnlich sahen und sich dennoch vom Charakter her unterschieden. Einer der Beiden sah unbeteiligt schüchtern auf den Boden zu seinen Füßen, der andere funkelte Joshua mit einem wütenden Blick energisch an. Der Dritte, der die Zwei vermutlich auseinanderhalten sollte, da er dazwischen saß, reagierte sehr gelangweilt darauf und lehnte mit dem Kopf in der Hand auf dem Tisch, der rings um Joshua auf einer erhöhten Position stand. Erneut sah er nach vorne, erst jetzt bemerkte er, dass er an Händen und Fußgelenken angekettet war. Die Ketten endeten im Nichts, dennoch konnte er sich dadurch nicht sonderlich bewegen. Ihm war diese Freiheit genommen und wie er fürchtete, bald auch die, die ihm so schon gehörte. Wieder fiel sein Blick auf den Jungen vor ihm der sich nach wie vor angespannt die Schläfen massierte. „Ach kommt schon, lasst ihm doch den Spaß.“, grinste der Junge daneben. Er schien das hier alles nicht sehr ernst zu nehmen. „Alex, hör auf Schwachsinn zu reden, selbst so jemand wie du, auch wenn du dich für deinen minderbemittelten IQ-Wert sehr hoch raufgearbeitet hast, wovon ich nach wie vor behaupte, dass du geschummelt hast, solltest wissen, dass so etwas nicht unbestraft bleiben kann. Deine Art ist hier fehl am Platz, geh zurück in deine Karibik.“, fluchte der übel gelaunte dunkelblonde Junge von vorhin und beugte sich viel zu weit über seinen Platz. „Ich hab ja nichts falsches behauptet, darf man ihm nicht noch wenigstens eine zweite Chance gönnen?“, fragte Alex, wie der Junge mit den dunkelbraunen abstehenden Haaren zu heißen schien, in seiner ruhigen scherzenden Art. Jetzt erkannte Joshua den Jungen vor sich, der bereits mit dem Kopf auf den Tisch gedreht, die Arme davor geschlungen da lungerte und über seiner Armbeuge hervorlugte, als die Schwingungen in dem Raum sich etwas beruhigten. Seine Augen blickten beruhigend, dennoch mit einer Schlagfertigkeit auf den Jungen herab, dass er meinen könnte, er würde von Dornen durchdrungen. Er schien sich aus alledem raushalten zu wollen, obwohl er dabei wohl die wichtigste Persönlichkeit war. Joshua schwieg, er wusste auch nicht recht, was er als Verteidigung hätte sagen sollen. Er vermutete es ging darum, was er innerhalb des letzten Ausfluges, wobei man es wohl eher als Auftrag auf der Erde bezeichnete, getan hatte, was vorgefallen war, da er sich unakzeptabel verhalten habe. Schließlich hob der Junge vor ihm den Kopf, schien endlich etwas dazu sagen zu wollen, allerdings sah er nur in die Runde, schwieg während die Anderen nach und nach verstummten. Dieser Junge vor ihm war vermutlich derjenige, der das alles veranstaltet hatte. Joshua hatte ihn zwar noch nie gesehen, allerdings traf ihn das jetzt umso stärker, seine Ausstrahlung, die Wucht seiner Aura, die ihn fast schon dazu zwang, vor ihm auf die Knie zu fallen. Sein Name war Clyde. Er kam aus einem früheren Zeitalter und redete darum auch etwas zerknirscht und veraltet, wenngleich er aber nicht sehr alt wirkte. Höchstens 23, wenn das hinkam. „Also, was wollt ihr jetzt von dem Jungen. Werden wir ihn jetzt bestrafen? Wenn ja womit?“, fragte er mit einer ruhigen Stimme in Richtung des schwarzhaarigen Jungen neben ihm. Der aber rieb nur unbeteiligt den Stoff seines roten Stirnbandes zwischen seinen Fingern, ehe er vermutlich bemerkte, dass er angesprochen wurde. Augenblicklich zog er sich eine Art Stöpsel aus dem Ohr und bat um eine Wiederholung der Frage. Für einen Vorsitzenden schien Clyde ziemlich wenig Ahnung von solchen Versammlungen zu haben. Vielleicht lag das aber auch nur daran, dass so etwas nur selten vorkam. „Was sollen wir mit ihm machen, Joe?“, entgegnete er erneut, seltsamerweise aber ebenso ruhig, kein bisschen verärgert. Dieser zuckte mit den Schultern. „Lass Cied entscheiden.“, lachte schließlich Alex und seine türkis-grünen Augen schimmerten belustigt. „Cied ist nicht bei Verstand, lass die mal aus dem Spiel, am Ende würde sie ihn noch davonkommen lassen.“, fauchte ihn der blond gelockte Junge an, der, der sich vor einer Weile schon so gereizt geäußert hatte. Er beleidigte offenbar gerne andere. „Wo bleibt überhaupt Sasha, ich hatte also doch recht, wir hätten ihn nicht mitherbestellen sollen, er bereitet uns nur Schwierigkeiten.“, fügte er hinzu und verschränkte verärgert die Arme vor der Brust. „Sasha ist sein Freund, er kennt ihn besser als jeder andere von uns. Er hat ein Recht darauf hier zu sein-...“ – „Was er nicht ist!“, wurde Clyde wieder unterbrochen. „Gut, da stimme ich mit dir überein. Aber, Marc, ich bitte dich sieh ein, dass er das auch darf, und dass es einen Grund gibt, weshalb er hier ein Urteil zu fällen hat und wenn das anders entspricht als unseres, dann müssen wir es wohl überdenken.“, die Wucht seiner harten Worte stimmten mit der ruhigen Art geradeso überein, dass man einfach nur seine Selbstbeherrschung bewundern musste. Darauf reagierte Marc, der blonde Junge, jetzt mit einem resignierten Seufzen. Er hatte vermutlich eingesehen, dass es keinen Sinn hatte mit Clyde zu diskutieren. Im selben Moment tauchte aus einem blauen Lichtpegel, der aus dem Nichts erschien, Sasha auf. Seine orangen Haare standen schlimmer zu Bergen als sonst. Er Gähnte, ehe er sich an den leeren Platz neben Alex setzte, der in weitem Bogen mit der Hand ausholte um dann in dessen Hand einzuschlagen. Sie verstanden sich gut, auch wenn Joshua sich nicht so sehr mit ihm zu beschäftigen verstand. „Oh du kommst auch noch?“, fuhr ihn Marc augenblicklich an. Sasha zuckte müde mit den Schultern, während sein verschlafener Blick auf den Verurteilten fiel. Sofort wich alle Farbe und somit auch die Müdigkeit aus seinem Gesicht. „W-Was machst du denn da unten, Joshi?!“, fragte er mit kratziger Stimme, als wüsste er nicht weshalb er gekommen war. Der Junge zu seinen Füßen allerdings sah nur sehr verwirrt zu ihm herauf. „Er ist verurteilt, er war genauso dämlich wie du seinerzeit und jetzt ebenso.“, lachte Marc auf. „Erzähl kein Scheiß, warum-..“, ein Ausdruck des Erkennens zeichnete sein Gesicht und er schlug sich verstört gegen die Stirn. „Jetzt hört auf euch zu kabbeln und fangt an zu überlegen womit wir ihn jetzt bestrafen. Es ist spät und man hat mich aus meinem Schlaf gerissen um mich hier her zu holen, nicht wahr, Kai?“, lächelte Clyde den Jungen hinter Joshua zwischen den Zwillingen an. Vermutlich war das eben sarkastisch gemeint. „Na gut, dann…Vorschläge?“, fing der rothaarige Junge an, endlich etwas Sinnvolles dazu beizutragen ohne dabei kein Stück weiterzukommen. „Wie wäre es, wenn wir ihn vom Dienst suspendieren?“ –„ Das wäre ja nur noch eine Genugtuung für ihn, ich denke wir sollten ihn absichtlich zu den Menschen schicken.“, erklärte Marc, der nun in einem angemessenen vernünftigen Ton mit den Anderen sprach. Offensichtlich war es ihm ernst. Joshua stand unter all denen und würde am liebsten wegdriften, einschlafen oder nicht hier sein bei ihrem Urteil, immerhin war es da ja doch noch sein Verdienst, dass er diese Schmach auf sich genommen hatte, obwohl er sehr vernünftig gehandelt hatte, als das geschehen war, was nicht hätte sein sollen. „Gut, dann sollten wir ihn zu einem Menschen schicken, er soll es beschützen.“, erklärte Clyde schließlich und sah verschlafen in die Runde. Keine Einwände. „Ja, dann ist es beschlossen. Joshua, du gehst zu dem Mädchen, das dich gesehen hat und wirst bei ihr bleiben. Wenn es wieder vorkommen sollte, dass du dich materialisierst, dann wird das Konsequenzen mit sich ziehen.“, leierte er hastig herunter und stand auf, hielt sich kurzzeitig noch am Tisch fest, ehe er auf eine grün aufleuchtende Fläche in der Luft drückte, eine Kombination eintippte und dann zurücktrat. Die Anderen taten es ihm gleich und traten von der Senke, in der sich Joshua befand zurück. Dieser warf Sasha einen letzten besorgten Blick zu. Er wusste, dass er nicht genug Ausbildung für diese Aufgabe erhalten hatte. Sie Beide wussten, dass genau das wieder vorkommen würde, wenn er nicht aufpasste. Der orangehaarige Junge winkte ihm kaum merklich während ein mitfühlender Ausdruck anstelle des verschlafenen Gesichtes trat. Eine helle Kuppel erschien über Joshua, der erschrocken die Augen aufriss. Erst als das blassgrüne Licht ihn vollkommen umschloss, zersprangen die Ketten an seinen Gelenken und sein Blickfeld wurde so geblendet, dass er glaubte, zu schwindeln. Er taumelte einige Schritte zurück. Sein Umfeld veränderte sich, das Grün ging zurück und der Geruch von Desinfektionsmittel drang langsam in ihn ein. Als er die Augen aufschlug erkannte er, noch immer leicht schwindelnd, die Umrisse eines Krankenzimmers. Ab hier durfte er keine Regung mehr zeigen, ansonsten war sein Schicksal besiegelt. Er wusste zwar nicht wieso sie ihn ausgerechnet an diesen Ort geschickt hatten, der mit dem Mädchen nicht das Geringste zu tun hatte, aber sie mussten schon einen tieferen Sinn darin gesehen haben. Oder Clyde war zu müde und hatte die falschen Koordinaten eingegeben, jedenfalls wusste Joshua aus der Situation auch nichts Besseres zu machen. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass sie hier war und das nicht sehr lange her sein konnte. Weshalb er nun auch durch die Gänge streifte und versuchte mit niemandem in Berührung zu geraten, da die Menschen dann ein unangenehmes Gefühl durchstreifte und sie Verdacht schöpften, auch wenn die Meisten es als Irrtum ansahen. Hier war nur seltsamerweise niemand, der auch nur annähernd etwas mit dem Mädchen zu tun haben könnte. Nicht einmal sie selbst war hier gewesen, das hätte man an den einzelnen Schwingungen ablesen können, aber hier war nichts. Erst als Joshua nach längerem Suchen nach draußen ging bemerkte er die Stadt, in die er gelangt war. Die Menschen hier hatten dunkle Haut und liefen in seltsamen langen Kluften herum, auch eine Art Tuch bedeckte ihre Köpfe und sie zogen Tücher vor ihr Gesicht. Die Sonne brannte erbarmungslos auf die Erde herunter hier. Er war eindeutig falsch, das war garantiert nicht New York. Er war hier gelandet, in Kairo, einer Ägyptischen Stadt…

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Nuka
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